Veröffentlicht am 10. Juni 2025
Text: Team Recovery

Vier Pfoten für mehr Vertrauen – Therapiehund im Wisli-Wohnen und der Tagesstätte

Yaris, der Australian Shepherd, bringt wöchentlich Freude und Ruhe in die Stiftung Wisli und unterstützt psychisch beeinträchtigte Menschen mit seiner einfühlsamen Art. Begleitet wird er von Daniel, einem ehemaligen Spitzensportler, der nach einer persönlichen Krise und der Diagnose ADS seinen Weg als Genesungsbegleiter fand. Die Verbindung zwischen Mensch und Hund ist tief – Yaris ist mehr als ein Therapiehund, er ist ein Wegbegleiter in schwierigen Momenten. Hinter der einfühlsamen Arbeit steckt eine intensive Ausbildung und persönliche Geschichte voller Herausforderung, Heilung und neuer Perspektiven. Gemeinsam schaffen Daniel und Yaris Vertrauen, Hoffnung und Lebensfreude – für andere und auch für sich selbst.

Genesungsbegleiter mit Hund

Wenn Yaris, der 5-jährige Australian Shepherd Rüde, im betreuten Wohnen unterwegs ist, sieht man lächelnde Gesichter. Yaris besucht einmal pro Woche das Wohnheim an der Wislistrasse 9 in Bülach. Er begleitet Bewohnerinnen und Bewohner zu Behörden, auf Spaziergängen oder nimmt an Gesprächsrunden teil. Yaris Anwesenheit wirkt bei psychisch beeinträchtigten Menschen auf verschiedenen Ebenen. Als stiller Zuhörer vermittelt er Kraft, Mut und Sicherheit. So gibt es Situationen, die vor allem Yaris auflösen kann. "Erst kürzlich half er einer Person aus einer dissoziativen Episode. Einem Zustand, in dem sich Menschen vorübergehend innerlich zurückziehen, etwa weil Gefühle oder Erinnerungen zu belastend sind", erklärt Daniel Wenger, Besitzer des Hundes und Genesungsbegleiter bei der Stiftung Wisli.

Daniel Wenger begleitet Yaris auf seiner Mission. Mit seiner offenen, einfühlsamen Art begegnet er den Menschen auf Augenhöhe. "Es macht immer Spass mit Dani ein Quiz-Spiel zu spielen, auch wenn er fast unschlagbar ist", stellt Herr Thuraisingham, Bewohner der Stiftung, lachend fest. "Wenn ich morgens meine Zimmertüre öffne, kommt mir Yaris immer so euphorisch entgegen, was mir sehr viel Freude bereitet", ergänzt er. 

Daniels persönliche Erfahrungen bilden zusammen mit seiner Ausbildung zum Genesungsbegleiter eine wertvolle Grundlage für seine Arbeit in der Stiftung Wisli. Der Familienvater ist ehemaliger Spitzensportler. Seine Disziplin und der Hang zum Perfektionismus wurden auch von seinen ehemaligen Arbeitgebern geschätzt. Bei der Eidgenössischen Zollverwaltung und später in einer leitenden Position in der Stadtverwaltung verantwortete er sicherheitsrelevante Fragen. "Ich habe mich selbst ausgebeutet und mich dabei komplett verloren.", meint Daniel rückblickend. Im Jahr 2017 der erste grosse Zusammenbruch. Mit Vermutung auf Burnout, wiederkehrende Depressionen und Trauma folgte ein achtwöchiger Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik. Ein weiterer Aufenthalt folgte einige Zeit später. Erst sechs Jahre später fand sich mehr durch Zufall die eigentliche Diagnose, ADS- Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. "Diese Diagnose ist für mich sehr stimmig. Mit regelmässiger Psychotherapie und der richtigen Medikation, geht es mir heute sehr gut", stellt Daniel fest. 

Diese herausfordernden Jahre führten Daniel zur Ausbildung zum Genesungsbegleiter und zu Yaris: "Schon während des Klinikaufenthaltes war klar, dass ein Hund und ein Job mit Herz meine Zukunft sind. Ich fand eine Schweizer Zucht, aus der schon mehrfach erfolgreiche Therapiehunde hervorgingen. Die Züchterin versicherte mir, dass sie nach ca. fünf Wochen sieht, welcher Welpe geeignet ist. Aufgrund ihrer Expertise habe ich mich für Yaris entschieden. Sein Wesen ist einzigartig!" 

Der Weg zum Therapiehund braucht Zeit und Geduld. Neben den obligatorischen Hundekursen in den ersten zwei Jahren legte Daniel besonderen Wert auf eine sorgfältige Erziehung und Sozialisation von Yaris – im Alltag, im Umgang mit Menschen und in herausfordernden Situationen. Mit zwei Jahren absolvierte Yaris erfolgreich den Eignungstest für die Ausbildung zum Therapiehund. Heute ist er vielseitig einsetzbar und begleitet Daniel bei ganz unterschiedlichen Einsätzen.

Mit diesem Rucksack voller Lebenserfahrung erobern Yaris und Daniel die Stiftung Wisli und unterstützen stiftungsweit Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in ihrer Genesung und Selbstwirksamkeit: "Dani ist ein sehr authentischer Typ und ich mag seinen Perfektionismus, dazu ist er sehr hilfsbereit und mega engagiert", lobt Frau Allisson, Bewohnerin der Stiftung. "Die Erfahrung von Dani bezüglich Depressionen ist sehr wertvoll für das Verständnis für uns als Klientel. Er ist auch sehr bodenständig, und wenn er was gerne macht wie z.B. Reisen, spürt man seine Begeisterung, was sehr schön ist." Frau Picciano, die in der Stiftung wohnt und arbeitet, ergänzt: "Dani hat sich für mich eingesetzt und mir eine Stelle im Bürozentrum organsiert. Ich geniesse auch all die tollen Gespräche und alle coolen Spaziergänge mit Dani und Yaris."

Doch nicht nur im Arbeitsalltag sind sie ein starkes Team, auch in ihrer Freizeit sind sie unzertrennlich. Wenn der Feierabend ruft, geniessen die beiden die Natur bei der Trüffelsuche, beim Wandern mit der Familie oder beim entspannten Angeln.